Chiara Elisabeth Matschnig

chiara elisabeth matschnig

media art • graphic design • poetry

poem

im leergeräumten zimmer
stapeln sich
langsam aus meinen ohren fließend
deine worte
auf der härte des parketts
reflektiert von weißen wänden
doppelung der alten zweifel
kriecht ihr hall in jedes eck

vom übermut des
frühlings wärme
zurück zur alten eisigkeit
die straßen heute
noch viel leerer
könnt mich fast schon
dran gewöhnen
soll sie doch schlafen gehn
die zeit

manchmal scheint mir
alles unheil steht und fällt
unbeugsam
mit der linearität der zeit

einzig ausgenommen
träumereien
eingesponnen, im
fadenkreuz halb tanzend
beschreiben die bedeutungen
von leichtsinn
und von leichtigkeit

wenn es ganz still ist
ich die luft anhalte
hör ich die wände flüstern
mit ihrem gluckern, klicken
morsecode
hör ich sie pfeifen, knistern
sprechen

einen abend regnet’s weltschmerz
und ich seh schon wieder nicht
denke du musst ähnlich blind sein
nebel
zum schneiden fast, so dicht

was kann ich dir schon
von unendlichkeit erzählen
was von zeit und
was vom zählen aller tage
war mir unlängst aufgefallen

was kann ich dir schon sagen
über’s wollen und nicht
haben
scheinbar beide
in genügend unvernunft gebadet

unvermeidbar bleibt’s wohl nicht
bei nassen zehenspitzen
sitz am boden meiner dusche
fühle regen
wünsch mir meer

wieder eine woche verschoben
einen termin beim kardiologen auszumachen
die to-do liste nicht nach prioritäten sortiert,
alle hirnspeicherkapazität
schon doppelt belegt

zugegeben, ist’s schon schwer einzuschlafen
versuch seit stunden
meinem herzschlag gut zu zureden

(in irgendeinem nebensatz sollte dann noch stehen,
ich schaffs tatsächlich immer noch
nicht mal einen tag, nicht an dich zu denken.)

irgendwo zwischen ganz nah
und viel weiter als fern
der ernsthaftigkeit
treiben wir umher

tanzen auf den
im trüben wasser unsichtbaren
zehenspitzen
über die nase der gefahr

um 4 uhr morgens
hallt mal wieder ein
ganzer abend in
den säulenhallen meines kopfes
sehr unheilige gedanken

um 4 uhr morgens
pfeift der wind in
stummem flüstern
nichts gesehen
nichts gehört
 
um 4 uhr morgens
eingefasst in viel zu grelles
straßenlaternenlicht
ein schmerzender hals
ein schmerzendes herz

auf ein letztes
es ist schon spät aber
4 uhr scheint noch weit entfernt und
ich fühl mich weit entfernt von
allem was ich
über dich gedacht hatte